Seit seinem Wahlsieg im November rätselte nicht nur die Finanzwelt über die Pläne von Donald Trump. Welche Hebel würde er in Gang setzen, um die USA in eine „bessere Zukunft“ zu führen?
Am 2. April verkündete der US-Präsident seine Antwort: Die Einführung von Zöllen für alle Importe in die USA. Ziel sei es, die Produktionskette von Waren zurück in die USA zu holen und auf diese Weise die US-Wirtschaft stark zu machen. (Im nächsten Schritt sollen Steuersenkungen in den USA folgen.)
- Stufe 1 Basiszölle auf alle Importe, werden mit 10% festgelegt (für Autos gelten 25%).
+ - Stufe 2 so genannte „reziproke Zölle“, die für einzelne Länder unterschiedlich hoch ausfallen, bis zu 50%. Beispielsweise liegen für die EU reziproke Zölle bei 20%, für China bei 34%, für Taiwan bei 32%, für Japan bei 24%, für Indien bei 26%, für die Schweiz bei 31% und für das UK 10%. Vietnam bekommt 46%.
Offenbar wusste niemand zuvor von diesen Plänen. An den Märkten verschwand jeglicher Optimismus und die Stimmung drehte mit der Bekanntgabe schlagartig auf „Angst“.
Markttechnik drückt die Kurse
Die Börsen haben in wenigen Tagen von Optimismus auf Pessimismus gedreht. Der Kursrückgang ist wesentlich auch auf markttechnische Hintergründe zurückzuführen. Im letzten Jahr hatte die Spekulation mit Hebelprodukten auf Aktien einen neuen absoluten Hochpunkt erreicht. Hebelprodukte sind Termingeschäfte, die in Panikphasen hohes Verkaufsvolumen auslösen und Druck auf die Märkte ausüben. Kurstrends werden durch Handelsprogramme und „Stop-Loss“ Aufträge in solchen Phasen besonders verstärkt.
Anders gesagt, wenn mitten in der Party die Musik endet und die Menge panisch den Saal verlässt, bleiben alle Gläser zurück, egal was drin war. So wurden Aktienverkäufe ausgelöst, unabhängig von der Qualität der Unternehmen und dem realen Bezug zur Situation.
Was sagen erfahrene Kapitalmarkt-Strategen zu den Zollplänen?
Die letzten Tage waren intensiv und wir geben nachfolgend gern einigen Experten das Wort,
mit Einschätzungen zur Situation:
- Dr. Kaffarnik – DJE Kapital AG:
Es ist nicht klar wie Trump die USA stärker machen will, wenn er der Welt schadet. Inflation geht hoch und Wirtschaftsleistung runter. So gibt es keine Gewinner.
Ein wichtiger Punkt, Aktien sind in den USA ein Synonym für Vermögen. Wenn die Aktienmärkte stark einbrechen, trifft das Jeden ganz empfindlich. Das kann keine Regierung ignorieren.
Die US-Regierung hat den Schaden angerichtet und Sie ist es auch, die eine Lösung bringen muss. Sollte sich etwas Konstruktives andeuten, würden die Börsen auch schnell wieder hochlaufen.
- Bert Flossbach u. Thomas Lehr – Flossbach von Storch:
Die Zollankündigungen sind ökonomisch und realwirtschaftlich von „kaum nachvollziehbar“ bis „an den Haaren herbeigezogen“. Die Zölle verursachen bei Allen Probleme, treiben Preise, machen Produkte knapp und es gibt keine Gewinner.
Es ist gut vorstellbar, dass die Amerikaner selbst dafür sorgen das Trump seine Pläne aufgibt, weil dort der Vermögensverlust, aufgrund der dortigen Bedeutung der Aktie, am größten ist.
Wenn man den Export erhöhen und Import senken will, dann funktioniert das auf gar keinen Fall mit derlei Zöllen. Die Exportpartner werden das nicht mitmachen. Die Warenströme ändern sich auf andere Wege und verhindern das gewünschte Gleichgewicht. - Hans A. Bernecker – Bernecker Börsenbrief:
Diese Zölle schaden dem amerikanischen Konsumenten, weil der US-Verbraucher sie mit Preissteigerungen zu bezahlen hat.
Der historische Rückgang der Aktienmärkte im Zuge einer echten Rezession, also längeren eines Wirtschaftseinbruches, lag bei ca. -30%. Diesen haben manche Börsen innerhalb 1 Woche bereits fast hinter sich gebracht. Die Märkte sind viel schneller als früher. Bisher hat noch kaum jemand wirklich verkauft, es ist vielmehr eine Reaktion auf die Überspekulation im letzten Jahr. Diese ist nun bereinigt.
- Volker Hellmeyer – Kapitalmarktstratege Netfonds:
US-Handelsminister Lutnick sagte, die zusätzlichen Zölle für einige der größten US-Handelspartner würden wie angekündigt am 9. April in Krafttreten. Sie würden auch nicht unmittelbar zurückgenommen: Sie würden definitiv für Tage und Wochen in Kraft bleiben.
Diese Worte implizieren die Chance, alles im Raum stehende eine neue Richtung zu geben. Diverse Länder haben prompt reagiert. Mehr als 50 Länder haben nach Angaben des US-Wirtschaftsberaters Hassett das US-Präsidialamt mit dem Wunsch nach Zollverhandlungen kontaktiert. Es ist zu hoffen, dass die EU und die EU-Länder diese Angebotspolitik auch in der Tiefe verstehen und diplomatisch reagieren.
Die vorgestellte Zollpolitik ist nicht in Stein gemeißelt, sondern sie ist ein Auftakt für Verhandlungen, die zu derzeit überhaupt nicht vorstellbaren positiven Möglichkeiten führen können. Im Raum steht als Endresultat eine zollfreiere Welt (u.a. Einlassungen E. Musk).
Aktuelles Fazit
Auf eine bestimmte Weise erinnert mich die Börsenreaktion an die Coronakrise, als plötzlich die Welt-Wirtschaft zum Stillstand gezwungen wurde. Damals fielen die Kurse für ca. vier Wochen, anschließend ging es schnell wieder bergauf. (Wobei das keine Prognose sein soll!)
Der Unterschied diesmal, eigentlich ist noch gar nichts realwirtschaftliches passiert, außer dass die Kurse plötzlich eingebrochen sind. Die Zölle treten ab morgen in Kraft. Das Problem liegt auf dem Seziertisch, die Empörung ist groß und Märkte reagieren empfindlich auf Unsicherheit.
Doch es wird auf das Ende ankommen und man muss sich abseits der Emotionen die Frage stellen:
„Was hat Trump vor“ und „Worauf läuft die Zollpolitik hinaus?“
Erst dann lässt sich die strategische Positionierung ableiten.
Wahrscheinlich ist es zu früh um zu „Kaufen wenn die Kanonen Donnern“ wie es der Börsenaltmeister Andre Kostolany nannte.
Abschließend ein wichtiger Punkt zu unserer Arbeitsweise:
Wir investieren mit aktiven Investmentfonds.
Aktive Fondsmanager prüfen Unternehmen vor der Investition nach vielen Kriterien. Sie vergleichen die Wettbewerber, besuchen Produktionsstätten und sprechen mit der Geschäftsführung. Wenn sich die Voraussetzungen ändern, passen die Fondsmanager ihre Erwartungen und ihre Investitionsentscheidungen innerhalb des Fonds entsprechend an.
Auf diese Weise steht weniger die allgemeine Marktentwicklung, sondern vielmehr ein Qualitätsfilter bei der Wertpapierselektion im Vordergrund. Genau darauf basiert unsere Arbeitsweise:
Wir selektieren erfolgreiche Manager und streuen deren Fonds in Anlagelösungen.
Bleiben Sie unaufgeregt
André Klatt
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