Die gute Stimmung der Aktienmärkte und der Optimismus des ersten Quartals sind wieder verflogen. Der DAX notiert in der Nähe der Jahresanfangskurse, nachdem zwischenzeitlich gut 17% Gewinn zu Buche standen. Der europäische Index Eurostoxx liegt bereits mit ca. 5% in der Verlustzone. Viele institutionelle Anleger und Fonds haben in den letzten Wochen Ihre Aktienbestände deutlich reduziert.

Wir hatten bei unseren Anlegern Mitte Februar, zu DAX-Kursen um 6800 Punkten, Reduktionen von Aktienpositionen angeregt und so einige Gewinnmitnahmen gesichert. Die dadurch erhöhte Cashquote steht nun zur Verfügung, um zu tieferen Kursen wieder in die Aktienmärkte zurück zu kehren. Ein gut gemischtes Depot verlief auch in diesem Jahr weit weniger schwankungsanfällig als die Aktienbörsen und liegt derzeit solide im Gewinn.

Europas Probleme hypnotisieren die Finanzwelt

Im Grunde fühlt man sich um ein Jahr zurück versetzt. Die Angst vor einem globalen wirtschaftlichen Abschwung ist zurückgekehrt, erneut verursacht durch die finanzielle Schieflage in einigen europäischen Staaten und Finanzinstituten. Die Kandidaten sind im Wesentlichen noch immer die selben, nur die Sorgengräben sind tiefer.

  • Griechenland verzeichnet langsam Fortschritte in der Restrukturierung der Staatsorganisation, sorgt in diesem Prozess aber weiter für negative Schlagzeilen.
  • Die Lage in Italien bleibt zwar angespannt, ist derzeit aber nicht ernsthaft kritisch.
  • Spanische Banken leiden nun immer stärker an der jahrelangen expansiven Kreditvergabe für Immobilienprojekte, sodass der spanische Staat nur noch bedingt zur finanziellen Unterstützung in der Lage ist. Besonders der Sparkassenverbund Bankia hat hohe Liquiditätsengpässe und benötigt mehrfach zweistellige Milliardensummen, nun schaltet sich sogar die Staatsanwaltschaft wegen Betrugsvermutungen ein. Banken die auch ausserhalb Spaniens tätig sind, befinden sich in einer besseren Lage, benötigen trotzdem finanzielle Unterstützung. Die Hilfe des europäischen Rettungsfonds (10.06.2012) sorgt hier zunächst für Beruhigung.

Globale Wachstumsängste wegen EU-Sparkurs

In wieweit die Angst vieler Marktteilnehmer zu nochmals tieferen Börsenkursen führen kann ist schwer einschätzbar. Die Schwankungsbreite wird vorerst hoch bleiben. Angst ist nicht nur ein unkalkulierbarer Faktor, sondern auch der schlechteste Ratgeber für Anlageentscheidungen. Die jüngsten Kursrückgänge zeigen die erhöhte emotionale Verkaufsbereitschaft. Damit wurde auch eine deutliche wirtschaftliche Abschwächung vorweggenommen, von zu teuren Aktienbewertungen kann deshalb nicht die Rede sein.

Natürlich schlagen die Sparmaßnahmen der EU-Staaten negativ auf das europäische Wirtschaftswachstum durch, denn wo Investitionen zurückgefahren werden, lässt sich schwerlich Wachstum beschleunigen. „Schlussendlich könnten die EU-Staaten den Sparkurs wieder aufgeben, weil die Steuer- und Sozialsysteme der Länder ein Wachstum existenziell benötigen“, meinen Finanzexperten. Wir sehen den weiteren Verlauf der Börsen auch daher nicht unbedingt negativ. Im Falle einer wieder expansiveren Geldpolitik würden die Märkte positiv reagieren.

Wohin denn nun mit mittel – langfristigen Anlagegeldern, hilft ein Blick in den Kühlschrank?

Nach wie vor sind zahlreiche global aufgestellte Unternehmen mit substanzstarken Umsatz- und Ertragssituationen zu finden. Wir sind der Ansicht das kapitalstarken Unternehmen eher Vertrauen zu schenken ist, als finanzschwachen Staaten. Dafür spricht auch, dass die jährlichen Zins-Ausschüttung der AG`s (Dividenden) oftmals deutlich höher als die Verzinsung bei Staatsanleihen ausfallen.

  • In der Anlagepraxis bedeutet dies konkret: „Staatsanleihen selektiv, Aktiengewichtung definitiv“,
    je niedriger die Kurse, desto interessanter sind Aktien.

Hersteller für Nahrungsmittel, Medikamente, Telekommunikations- oder Technologieunternehmen sind essentiell im Alltag unserer Gesellschaft verankert. Man kann ruhig mal durch den eigenen Haushalt stöbern und auf Entdeckungstour gehen, was so alles konsumiert wird und welcher Hersteller daran profitiert.

Für einige überraschend dürfte die Stärke von Herstellern aus dem Luxusgüterbereich, z.B. Swatch, LVMH oder Richemont, sein. Diese können auch kurzfristig mit stabileren Kursen glänzen, als beispielsweise der DAX.

Grafik: DAX-Verlauf gegenüber einem Fonds der in Luxusgüteraktien investiert:

Luxusgüterfonds (rot) 10% vs. DAX (grün) 0%, 6 Monate, per 06.2012.

Vor wenigen Tagen bin ich aus Sinpapur zurückgekehrt. Nicht nur die hohe Anzahl und Dichte der Shopping-Malls war für mich sehr überraschend. Sondern auch die Tatsache, dass nahezu jede Luxusmarke in jedem Einkaufszentrum vertreten ist, und alle Konsumtempel waren stets gut besucht. Da lässt es sich einfach nachvollziehen, dass besonders diese Konzerne, die einen hohen Wohlfühlfaktor bei den Konsumenten erwecken, über robuste Geschäftsmodelle verfügen.