Alljährlich gilt es eine Auswertung der Anlageergebnisse der Investmentfonds vorzunehmen. Zum Jahresende 2011 kommen dabei teils neue Erkenntnisse zum Vorschein. Nachfolgend geben wir einen kleinen Einblick in unsere Überlegungen bei der Fondsauswahl.
Mischfonds, zwischen Anfangseuphorie und Demut
Im Vorfeld der Einführung der Abgeltungssteuer zum 01.01.2009 wurde eine Fondskategorie wiederbelebt, die bis dahin nahezu ausgestorben war. Die Rede ist von Mischfonds. Mit der Banken- und Immobilienkrise in den Jahren 2008 – 2009 gewannen besonders Mischfonds an Bekanntheit, die in dieser verlustgeprägten Phase einen Kapitalerhalt für Anleger erzielen konnten. Schnell wurde in solche Fondskonzepte, die teilweise sehr flexibel in jeder Marktlage anlegen dürfen, eine Art „Eierlegende Wollmilchsau“ für Kapitalanleger hineininterpretiert. In kurzer Zeit flossen hohe Anlagevolumen in viel versprechende Konzepte.
Auch in 2010 und 2011 profitierten viele dieser Fonds von den guten Referenzen der vorangegangenen Krise. Man argumentierte, dass besonders die Fonds, welche in vergangenen schwierigen Marktphasen gute Ergebnisse liefern konnten, auch in folgenden turbulenten Börsenzeiten besser als die Konkurrenz abschneiden könnten.
Nachdem in vielen dieser Fondskonzepte nun eine Historie mit zwei krisengeschüttelten Marktphasen entstehen konnte, sieht die Praxis eher ernüchternd aus. Einigen Mischfonds gelang in Phasen mit fallenden Börsenkursen die Verlustvermeidung recht gut. Jedoch wurde anschließend von den steigenden Kursen weniger profitiert. Man blieb zu vorsichtig und kam teilweise nicht voran.
Andere Fonds erreichten nach Ihrer Gründung, wegen der fortlaufend anspruchsvollen Marktbedingungen der letzten Jahre, zu keinem Zeitpunkt die Gewinnzone. Zu Ernüchterung in der Performancebetrachtung führt dies, weil viele Prospekte überzogene Erwartungen geschürt hatten. Auf Seiten des Fondsmanagements wurden bei so manchem Mischfonds die dynamischen Renditeziele von der rauen Marktrealität weggespült. Unterm Strich ist zu fest zu stellen, wer im letzten Börsenabschwung gute Entscheidungen treffen konnte, hat damit noch kein verlässliches Zukunftsrezept. Immerhin gelang es dennoch einigen Fondslenkern, über beide Krisenphasen (2008/09 und 2011) hinweg, das Fondskapital zu erhalten oder gar zu vermehren.
Um über das Segment der Mischfonds hinaus Rückschlüsse zu prüfen, musste auch die Entwicklung von Aktienfonds verschiedener Kategorien erneut unter die Lupe. Hier zeigt sich gleichermaßen, das nur eine überschaubare Anzahl Fondsmanager je Kategorie dauerhaft überzeugen kann. So variieren besonders bei global anlegenden Aktienfonds die Spitzenreiter in der Performance deutlich, je nach der gewählten Vorgabe auf der Zeitachse.
Ebenso sind Fondskonzepte mit so genannten Trendfolgemodellen keineswegs als Selbstläufer zu sehen. Die schnellen Trendwechsel im sehr volatilen Jahresverlauf 2011 ließen den computergesteuerten Systemen, welche hier zu Grunde liegen, keine Zeit sich zu entfalten.
Emotionale Falle: historische Wertentwicklung
Die wirkliche Leistung eines Fonds wird erst sichtbar, wenn man eine Vergleichsbasis für die erzielte Wertentwicklung herstellt. Hierfür kann eine zu Grunde liegende Benchmark oder eine Vergleichskategorie herangezogen werden (eine Gegenüberstellung mit ähnlich anlegenden Fonds). Erst dadurch lassen sich Ergebnisse in ein Verhältnis setzen. Nützlich ist die Betrachtung über mehrere Zeiträume und verschiedene Kapitalmarktphasen hinweg. Somit lassen sich emotionale Anlageentscheidungen vermeiden, bei denen darauf gehofft wird, das kurzfristig erzielte Resultate einfach in der Zukunft fortgeführt werden können. Genau dies ist nur selten der Fall. Diese Erkenntnisse sind natürlich nicht neu, sondern erneut bewiesen.
Wenn man es etwas überspitzt ausdrücken möchte, dann zählen die Gewinner von gestern tendenziell eher zu den Verlierer von Morgen. Denn, häufig gehört für einen Fonds auch eine Portion Glück zum Sprung an die Spitze dazu. Dauerhaft reproduzierbar ist dies dann oftmals nicht.
Fondsauswahl ein fortlaufender Prozess
Die Auswahl der einmal investierten Fonds in einem Portfolio muss zwingend regelmäßig überprüft werden. Es gilt die erreichte Wertentwicklung auszuwerten. Besonders erfreulich ist hierbei die Feststellung, das ehemalige Favoriten noch immer überzeugen können. Anders bei unterdurchschnittlich abschneidenden Fonds, hier ist ein zu langes Abwarten und Festhalten wenig sinnvoll. Immer wieder treffen wir in Fondsdepots, die zur Überprüfung an uns herangetragen werden, auf Fonds die bereis seit vielen Jahren den Möglichkeiten hinterher laufen und deshalb Unzufriedenheit auslösen. Aussitzen ist manchmal notwendig, aber nur selten eine Strategie.
Selbstverständlich ist ein voreiliges Handeln (beim Verkauf) ebenso das falsche Rezept. Wenn sich ein Fonds schon nach kurzer Investitionszeit als nicht zufriedenstellend erweist, wurde wahrscheilich im Researchprozess zu dieser Investmententscheidung etwas übersehen. Hierbei muss noch berücksichtigt werden, welche Chancen sich in der jeweiligen Kapitalmarktsituation geboten haben, um die gewünschte Rendite zu erwirtschaften. Beispiel: Bei allgemein fallenden Börsenkursen muss auch bei einem guten Aktienfonds mit Verlusten gerechnet werden. Wer dies von vorne herein nicht dulden möchte, ist in anderen Fonds besser aufgehoben.
Fondsauswechselungen: im Zeitverlauf notwendig, mit Übersicht
Unsere Erfahrungen haben ergeben, dass es als eine normale Weiterentwicklung zu verstehen ist, wenn innerhalb von zwei Jahren jeder fünfte Fonds ausgewechselt werden kann. Das geschieht zumeist entweder aus Qualitätsgründen oder wegen personeller Veränderungen im Fondsmanagement. Wenn in einem Portfolio (eine breite Streuung auf mehrere Fonds vorausgesetzt) nach fünf Jahren keine Fonds-Veränderungen stattgefunden haben, laufen die Anlageergebnisse den Renditemöglichkeiten wahrscheinlich hinterher.
Schließlich entstehen ständig neue Ideen im Fondsmarkt. Einige davon reifen mit der Zeit zu ernst zu nehmenden Investmentkonzepten heran. Wo gute Alternativen nachwachsen, fällt ein Wechsel manchmal leicht.