Nach den Zollankündigungen von US Präsident Trump am 2. April, ging es an den Börsen schnell abwärts. Anschließend erholten sich die Märkte wieder, nachdem am 9. April die Aussetzung der Zölle bekannt gegeben wurde (eine 90-tägige Verhandlungspause).

Es war bemerkenswert wie schnell sich die Kurse erholten. Die meisten Experten hatten eine solche V-Erholung ausgeschlossen und zwar aus gutem Grund. Die Nachricht der Einführung von Zöllen ist preistreibend und eine wirkliche Belastung für US-Konsumenten.

Mittlerweile haben viele Unternehmen in den USA die Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Unternehmen wie Walmart, Nike, Apple, Dell, usw. … werden die Kostensteigerungen an den Verbraucher weitergeben. Diese Entwicklung beginnt gerade erst.

Zölle verursachen bisher keine Inflationssteigerung

Ein wesentlicher Kritikpunkt an den Zöllen und Auslöser des Flash-Crash an den Börsen, war die Befürchtung einer aufkommenden Inflation. Bisher gibt es noch keine sichtbare Steigerung der Inflationsrate in den USA, wie die US-Notenbank FED jüngst berichtete.

Hierbei sind zwei Entwicklungen zu berücksichtigen, die im Nachgang der Zölle als Marktreaktion stattfanden:

  • 1. Der Ölpreis, ein wichtiger Kostenfaktor für Verbraucher und Wirtschaft, ging von ca. 75 US-Dollar per Anfang April, auf unter 65 US-Dollar im Juni. Ein Rückgang um ca. 14%, der sofort Benzinpreise entlastete.
  • 2. Ein weiterer Faktor ist der Währungseffekt des US-Dollar. So gab der Wechselkurs zwischen Euro / Dollar kräftig nach, von 1,075 EUR / USD im März, auf 1,17 EUR / USD im Juni.
    Das bedeutet der Dollar schwächte sich um ca. 10% gegenüber dem Euro ab. Für US-Unternehmen bewirkt dies eine Vergünstigung ihrer Produktpreise auf dem Weltmarkt.

Wertentwicklung – Euro vs. US Dollar 1. Halbjahr 2025 (Grafik 1)

Die beiden Marktreaktionen sind eher Einmaleffekte, die kurzfristig eine abgemilderte Inflation für die USA bewirken. Die Zölle hingegen, werden sich dauerhaft im Bereich zwischen 10-15% einpendeln, ausgehend von einem Niveau, welches bisher bei 2-3% lag.

Was bedeutet die Gemengelage für die Kapitalmärkte, speziell für US-Aktien?

Die schnelle Erholung der US-Börsen auf das Ausgangsniveau vor den Zöllen, ist aus Sicht der Aktienbewertung eher sehr optimistisch. Die Belastung der Zölle wird tatsächlich entstehen, wird aber erst mit den kommenden Quartalsberichten langsam sichtbar. Es ist noch nicht einschätzbar, wie die Zölle tatsächlich auf die Unternehmensgewinne wirken. Langfristig steigen Börsenkurse, weil die Gewinne der Unternehmen wachsen.

Was sind die Argumente für eine eher ruhige Börse über den Sommer ?

  • Die Belastung durch die Zölle kommt mit einem Zeitverzug in der Bevölkerung an und erst dann lässt sich klarer bewerten, ob die Amerikaner weiter mit hohem Tempo konsumieren und Unternehmen wirklich ohne Auswirkungen auf die Gewinnmargen davonkommen.
  • Global betrachtet werden sich Warenströme ändern. Die „Abkapselung“ der USA wird dazu führen, dass Konkurrenten aus anderen Ländern Aufträge hinzugewinnen werden, zu Lasten der US-Konkurrenz.
    Zum Beispiel sind in Skandinavien viele innovative Unternehmen zu finden, die jetzt eher von europäischen Absatzmärkten profitieren dürften.

Die Zollpolitik der USA wird erheblich mehr Dynamik im Welthandel anstoßen, als sich Trump dies vorgestellt hat. Auch globale Lieferketten werden sich ändern.

Asien wird sich stärker auf die eigene Dynamik und den Handel untereinander fokussieren. Schließlich fand die Öffnung der asiatischen Länder untereinander, mit dem RCEP ASEAN FTA (China-Asien-Freihandelsabkommen), bereits im Januar 2022 statt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Regional_Comprehensive_Economic_Partnership

Schwächerer Dollar drückt auf die Wertentwicklung in Euro

Der Dollar wird aktuell auch aus dem Grund schwächer, weil das Vertrauen in die USA nachlässt und sich größere Investoren vorsichtiger positionieren. Der fallende Dollarkurs ( Grafik 1) impliziert, dass globales Kapital die USA skeptischer betrachtet.

Nicht zuletzt bedeutet der schwächere Dollar für europäische Anleger, dass die Währungsentwicklung die Wertentwicklung mit US-Aktien verringert. Zwar sind die US-Indizes wie S&P500 und Nasdaq zum alten Höchststand zurückgekehrt. Doch aus der Sicht des europäischen Anlegers, muss der Währungseffekt berücksichtigt werden. Dann bemerkt man, dass bis zu den Höchstständen gut 10% fehlen.

Gegenüberstellung der Wertentwicklung des S&P500 im 1.Halbjahr 2025
S&P500 in Dollar (schwarz), S&P500 in Euro (blau)

Der Blick voraus
Die Aussetzung der Zölle endet am 8. Juli, dann treten diese in Kraft. Vielleicht verschiebt Trump die Einführung der Zölle nochmals, vielleicht werden Deals mit einigen Staaten bekannt gegeben.

So oder so werden die Börsen erneut mit dem Zoll-Thema konfrontiert. Dies sollte man bei kurzfristigen Anlageentscheidungen im Hinterkopf haben.
A. Klatt

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RISIKOHINWEIS: Die Inhalte und die hier getroffenen Aussagen dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Es handelt sich nicht um Aufforderungen zum Handel mit Kapitalmarktinstrumenten und stellt keine Anlageberatung dar. Da hier keinerlei persönliche Anlagekriterien von Anlegern zu Grunde liegen, können und sollten keine individuellen Anlageentscheidungen daraus abgeleitet oder getroffen werden. Es kann keinerlei Haftung für ihre persönlichen Entscheidungen übernommen werden, die Sie eventuell Aufgrund der hier getätigten Informationen oder Meinungen des Verfassers treffen.
Sie handeln auf eigenes Risiko.

Seit seinem Wahlsieg im November rätselte nicht nur die Finanzwelt über die Pläne von Donald Trump. Welche Hebel würde er in Gang setzen, um die USA in eine „bessere Zukunft“ zu führen?

Am 2. April verkündete der US-Präsident seine Antwort: Die Einführung von Zöllen für alle Importe in die USA. Ziel sei es, die Produktionskette von Waren zurück in die USA zu holen und auf diese Weise die US-Wirtschaft stark zu machen. (Im nächsten Schritt sollen Steuersenkungen in den USA folgen.)

  • Stufe 1 Basiszölle auf alle Importe, werden mit 10% festgelegt (für Autos gelten 25%).
    +
  • Stufe 2 so genannte „reziproke Zölle“, die für einzelne Länder unterschiedlich hoch ausfallen, bis zu 50%. Beispielsweise liegen für die EU reziproke Zölle bei 20%, für China bei 34%, für Taiwan bei 32%, für Japan bei 24%, für Indien bei 26%, für die Schweiz bei 31% und für das UK 10%. Vietnam bekommt 46%.

Offenbar wusste niemand zuvor von diesen Plänen. An den Märkten verschwand jeglicher Optimismus und die Stimmung drehte mit der Bekanntgabe schlagartig auf „Angst“.


Markttechnik drückt die Kurse

Die Börsen haben in wenigen Tagen von Optimismus auf Pessimismus gedreht. Der Kursrückgang ist wesentlich auch auf markttechnische Hintergründe zurückzuführen. Im letzten Jahr hatte die Spekulation mit Hebelprodukten auf Aktien einen neuen absoluten Hochpunkt erreicht. Hebelprodukte sind Termingeschäfte, die in Panikphasen hohes Verkaufsvolumen auslösen und Druck auf die Märkte ausüben. Kurstrends werden durch Handelsprogramme und „Stop-Loss“ Aufträge in solchen Phasen besonders verstärkt.

Anders gesagt, wenn mitten in der Party die Musik endet und die Menge panisch den Saal verlässt, bleiben alle Gläser zurück, egal was drin war. So wurden Aktienverkäufe ausgelöst, unabhängig von der Qualität der Unternehmen und dem realen Bezug zur Situation.

Was sagen erfahrene Kapitalmarkt-Strategen zu den Zollplänen?

Die letzten Tage waren intensiv und wir geben nachfolgend gern einigen Experten das Wort,
mit Einschätzungen zur Situation:

  • Dr. Kaffarnik – DJE Kapital AG:
    Es ist nicht klar wie Trump die USA stärker machen will, wenn er der Welt schadet. Inflation geht hoch und Wirtschaftsleistung runter. So gibt es keine Gewinner.

    Ein wichtiger Punkt, Aktien sind in den USA ein Synonym für Vermögen. Wenn die Aktienmärkte stark einbrechen, trifft das Jeden ganz empfindlich. Das kann keine Regierung ignorieren.
    Die US-Regierung hat den Schaden angerichtet und Sie ist es auch, die eine Lösung bringen muss. Sollte sich etwas Konstruktives andeuten, würden die Börsen auch schnell wieder hochlaufen.
  • Bert Flossbach u. Thomas Lehr – Flossbach von Storch:
    Die Zollankündigungen sind ökonomisch und realwirtschaftlich von „kaum nachvollziehbar“ bis „an den Haaren herbeigezogen“. Die Zölle verursachen bei Allen Probleme, treiben Preise, machen Produkte knapp und es gibt keine Gewinner.
    Es ist gut vorstellbar, dass die Amerikaner selbst dafür sorgen das Trump seine Pläne aufgibt, weil dort der Vermögensverlust, aufgrund der dortigen Bedeutung der Aktie, am größten ist.

    Wenn man den Export erhöhen und Import senken will, dann funktioniert das auf gar keinen Fall mit derlei Zöllen. Die Exportpartner werden das nicht mitmachen. Die Warenströme ändern sich auf andere Wege und verhindern das gewünschte Gleichgewicht.

  • Hans A. Bernecker – Bernecker Börsenbrief:
    Diese Zölle schaden dem amerikanischen Konsumenten, weil der US-Verbraucher sie mit Preissteigerungen zu bezahlen hat.

    Der historische Rückgang der Aktienmärkte im Zuge einer echten Rezession, also längeren eines Wirtschaftseinbruches, lag bei ca. -30%. Diesen haben manche Börsen innerhalb 1 Woche bereits fast hinter sich gebracht. Die Märkte sind viel schneller als früher. Bisher hat noch kaum jemand wirklich verkauft, es ist vielmehr eine Reaktion auf die Überspekulation im letzten Jahr. Diese ist nun bereinigt.
  • Volker Hellmeyer – Kapitalmarktstratege Netfonds:
    US-Handelsminister Lutnick sagte, die zusätzlichen Zölle für einige der größten US-Handelspartner würden wie angekündigt am 9. April in Krafttreten. Sie würden auch nicht unmittelbar zurückgenommen: Sie würden definitiv für Tage und Wochen in Kraft bleiben.

    Diese Worte implizieren die Chance, alles im Raum stehende eine neue Richtung zu geben. Diverse Länder haben prompt reagiert. Mehr als 50 Länder haben nach Angaben des US-Wirtschaftsberaters Hassett das US-Präsidialamt mit dem Wunsch nach Zollverhandlungen kontaktiert. Es ist zu hoffen, dass die EU und die EU-Länder diese Angebotspolitik auch in der Tiefe verstehen und diplomatisch reagieren.
    Die vorgestellte Zollpolitik ist nicht in Stein gemeißelt, sondern sie ist ein Auftakt für Verhandlungen, die zu derzeit überhaupt nicht vorstellbaren positiven Möglichkeiten führen können. Im Raum steht als Endresultat eine zollfreiere Welt (u.a. Einlassungen E. Musk).

Aktuelles Fazit

Auf eine bestimmte Weise erinnert mich die Börsenreaktion an die Coronakrise, als plötzlich die Welt-Wirtschaft zum Stillstand gezwungen wurde. Damals fielen die Kurse für ca. vier Wochen, anschließend ging es schnell wieder bergauf. (Wobei das keine Prognose sein soll!)

Der Unterschied diesmal, eigentlich ist noch gar nichts realwirtschaftliches passiert, außer dass die Kurse plötzlich eingebrochen sind. Die Zölle treten ab morgen in Kraft. Das Problem liegt auf dem Seziertisch, die Empörung ist groß und Märkte reagieren empfindlich auf Unsicherheit.

Doch es wird auf das Ende ankommen und man muss sich abseits der Emotionen die Frage stellen:
„Was hat Trump vor“ und „Worauf läuft die Zollpolitik hinaus?“

Erst dann lässt sich die strategische Positionierung ableiten.
Wahrscheinlich ist es zu früh um zu „Kaufen wenn die Kanonen Donnern“ wie es der Börsenaltmeister Andre Kostolany nannte.

Abschließend ein wichtiger Punkt zu unserer Arbeitsweise:

Wir investieren mit aktiven Investmentfonds.
Aktive Fondsmanager prüfen Unternehmen vor der Investition nach vielen Kriterien. Sie vergleichen die Wettbewerber, besuchen Produktionsstätten und sprechen mit der Geschäftsführung. Wenn sich die Voraussetzungen ändern, passen die Fondsmanager ihre Erwartungen und ihre Investitionsentscheidungen innerhalb des Fonds entsprechend an.

Auf diese Weise steht weniger die allgemeine Marktentwicklung, sondern vielmehr ein Qualitätsfilter bei der Wertpapierselektion im Vordergrund. Genau darauf basiert unsere Arbeitsweise:
Wir selektieren erfolgreiche Manager und streuen deren Fonds in Anlagelösungen.

Bleiben Sie unaufgeregt
André Klatt

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Sie handeln auf eigenes Risiko.