Die Lufthansa bekommt eine Geldspritze von der Bundesregierung in Höhe von 9 Milliarden €. Die Stützung wird teilweise als Kreditlinie gewährt, die als Eigenkapital (rund 5 Mrd. €) verfügbar ist. Je nachdem wann zurückgezahlt wird, ist der Zins zwischen 4% und 9% gestaffelt. Zudem wird der Staat zum Lufthansa-Aktionär, mit einer Unternehmensbeteiligung von 20%. Nach der entstandenen Notlage ist die Lufthansa damit finanziell gut unterstützt. Zunächst.

Wo ist der Haken? Ganz einfach, der Geschäftserfolg für Fluggesellschaften bleibt weiterhin fragwürdig. Es sind hohe laufende Kosten zu bewältigen. Zuletzt Bestand die Lufthansa-Flotte aus ca. 300 Flugzeugen. Durch den staatlich verordneten Stillstand verliere man eine Million € pro Stunde, teilte die Gesellschaft im April mit. Im letzten Monat sollen ca. 800 Millionen € verbraucht worden sein.

Doch wieviel Phantasie ist notwendig, um eine Rückkehr zu hohen Passagierzahlen oder gar den Geschäftserfolg des Jahres 2019 erreichen zu können?

Bisher ist der Flugbetrieb nur zaghaft angelaufen. Die Umstände die beim Fliegen zu beachten sind, mit Mundschutz, Hygieneregeln und demnächst womöglich negativen Testbescheinigungen, verhageln vielen den Spass am Fliegen. Anstatt in die alte Reiseselbstverständlichkeit zurückkehren, wird nach Alternativen gesucht.

  • Wenn ich stundenlang mit Mundschutz im Flugzeug sitze und meine eigene, verbrauchte Luft einatmen soll, ist das kein Spaß! Ganz abgesehen von der gefühlten Unsicherheit bei Menschenansammlungen auf Flughäfen. Egal ob mit oder ohne Test.

Fragwürdig bleibt auch wohin man fliegen kann? Viele Regionen der Welt sind im Umgang mit dem Coronavirus vorsichtig, erheben Hürden in den Einreisebestimmungen oder Einreiseverbote. Viele Reiseziele sind schwer ansteuerbar. Es muss umgedacht werden, also wird umgedacht. Vielleicht mit dauerhafter Wirkung?

  • Der Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele äußerte sich nach der Staatsrettung nicht euphorisch: „Die Überwindung der Krise wird viele Jahre in Anspruch nehmen. Es wird für alle Beteiligten ein schmerzhafter Weg, um die Lufthansa wieder zukunftsfähig zu machen.“ Die Lufthansa beschäftigt weltweit rund 138.000 Mitarbeiter.

Dem gegenüber ist die Kommunikation per Internet zur neuen Normalität im Geschäftsalltag geworden. Viele Geschäftstermine finden jetzt per Videokonferenz statt. Entweder, weil die Firmen dies so festgelegt haben oder weil die handelnden Personen den sicheren und einfachen Weg wählen. Die Geschäftswelt wird kaum in alter Weise zur Flugaktivität zurückkehren.

Fazit:

Für die Lufthansa ist die kurzfristige Unterstützung mit Staatsgeldern eine notwendige und absolut richtige Maßnahme. Schließlich war es kein Eigenverschulden, sondern der Staat bremste die Gesellschaft aus. Ob und wann eine Rückkehr zu alten Höhenflügen erreichbar ist, scheint kaum kalkulierbar. Nur die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Virus kann der Kranich-Airline substanziell Auftrieb verleihen.

Rückschlüsse auf die allgemeine Unternehmenssituation

Unter der aktuellen Corona – Lage leiden viele Unternehmen. Der Staat, bzw. Staaten können nur wenige retten. Alle Branchen die von der Freizeitgestaltung und mit Menschenansammlungen leben, die Tourismusbranche, die Gastronomie, Entertainment & Messeveranstalter, Vergnügungsparks, etc. wurden hart getroffen. Walt Disney vermeldete jüngst, dass Disneyworld auf unbestimmte Zeit geschlossen bleibt (auch wenn wohl kein Zombieland zu erwarten wäre).

In den letzten Jahren wurde oft der Verbraucher als tragende Säule der Wirtschaft bezeichnet. Jetzt sind viele Verbraucher erst einmal den Job los und durch die Maßnahmen verunsichert. Wofür wird künftig Geld ausgegeben und wieviel steht zur Verfügung?

  • Ein US-Marktteilnehmer formulierte seine Bedenken kürzlich wie folgt:
    „Ist es vernünftig zu erwarten, dass 44.000.000 arbeitslose Amerikaner, ein einbrechendes BIP, innere Unruhen, eine deprimierende Anzahl an Insolvenzen und erdrückende Schuldenstände, durch die Notenbank neutralisiert werden?“ – Gary Christianson

Wie sich der gesellschaftliche „Lockdown“ (Ausgangssperre) auf die Bilanzen der Unternehmen auswirkt, also auf deren Werthaltigkeit, ist für Investoren von großer Bedeutung. Die weiteren Geschäftsaussichten von noch größerer. Die Berichte zum 2. Quartal werden in den nächsten Wochen einsehbar und dürften tiefere Erkenntnisse liefern.

Für Deutschland gibt es eine Besonderheit: Die gesetzlichen Vorschriften zur Insolvenzmeldung sind bis 30. September „gelockert“. Erst dann wird sich der heimische Nebel über dem wirtschaftlichen Zustand lichten.

  • Im Moment ist schwer sichtbar, welche Ausmaße bzw. welche wirtschaftlichen Schäden durch die Corona-Maßnahmen entstanden sind. Die Börsen feiern die massiven Stützungspakete der Staaten und der Notenbanken und hoffen auf schnelle Besserung.
    Die Blicke schweifen weit in die Zukunft, bis ins Jahr 2022, wo das Vorkrisenniveau erwartet wird. Vieles kann sich noch ändern, auf kurze Sicht ist die Euphorie ist nicht leicht zu teilen.

In der heutigen Börsensituation (Stand 29. Juni 2020), also nach der kräftigen Kurserholung vom Tiefpunkt (welcher in der dritten Märzwoche lag), möchte ich ein Zitat von Warren Buffett wiederholen:
(Beitrag vom 13. März 2020: „Coronavirus und Börsensituation zusammengefasst“)


„Sei gierig wenn die Anderen ängstlich sind, Sei ängstlich wenn die Anderen gierig sind.“

Zitat: Warren Buffet, Investorenlegende

Aus der Betrachtungsweise eines Investors, traf im März der erste Satz zu, jetzt eher der Zweite.

Gute Investmententscheidungen
André Klatt