Vielleicht erinnern Sie sich noch an Zeitungsartikel, die in den Jahren 2011 und 2012 die Rekordstände des Goldpreises begleiteten? Seither ist es wesentlich ruhiger um das Edelmetall geworden. Kommt nach dem Rückgang jetzt der nächste Aufschwung?

In den Jahren 1999-2002 vollzog der Goldpreis eine Bodenbildung bei unter 300 USD/Unze ($/Oz). In den Folgejahren kletterte der Kurs erst gemächlich, dann in einer immer steileren Kurve aufwärts. Im September 2011 wurde das Allzeithoch bei 1.920 $/Oz erreicht. Nicht wenige Experten riefen zu dieser Zeit euphorische Kursziele von 2.500-5.000 $/Oz aus.
Viele Marktteilnehmer die damals hoffnungsfroh für den Goldpreis waren, haben ihre Meinung und ihre Positionierung zwischenzeitlich deutlich verändert.

Gold – kein einfaches Investment

Die Einflüsse die den Goldpreis bewegen sind zu jeder Zeit komplex. Dabei spielen Zinsentwicklungen, Wechselkursbewegungen, Besteuerung des Goldes, politische Risiken, Staatsverschuldungen, Positionierung der Notenbanken und viele weitere Punkte ineinander. Nach unserer Meinung lässt sich im aktuellen Umfeld eine gewisse Stabilisierung in der Kursentwicklung erkennen.

Wir möchten jedoch keine Gesamtanalyse ausgeben, sondern zwei Einflüsse näher beleuchten, die auf den Kurs wirken. Dazu möchten wir das Anlegerverhalten am Beispiel der Volumenentwicklung des SPDR Gold Trust und den saisonalen Jahresverlauf des Goldpreises veranschaulichen.

1. SPDR Gold Trust – der größte Goldfonds

Der SPDR Gold Trust ist der größte und bedeutendste Goldfonds. Möchte ein institutioneller Investor an der Entwicklung des Goldpreises partizipieren, findet er hierin einen geeigneten Weg. Während der Gold Trust Fonds im Dezember 2012 noch rund 1.350 Tonnen Gold repräsentierte, sind es derzeit knapp 800 Tonnen. Gleichzeitig verlor Gold über 30% an Wert.

Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung des Goldpreises und die Volumenentwicklung des SPDR Gold Trust, im gleichen Zeitraum. Die starken Zuflüsse in diesen Goldfonds, von 2007 bis 2010, trugen zu den Kurssteigerungen des Goldpreises bei. Seit Dezember 2012 hat sich das Volumen des Fonds um 40% verringert. In den letzten sechs Monaten halten Zu- und Abflüsse ungefähr die Waage. Hieran lässt sich eine deutliche Beruhigung der vorherigen Gold-Spekulation und eine Stabilisierung auf aktuellem Niveau ablesen. Die Beobachtung der SPDR – Kapitalströme wird auch in der weiteren Einschätzung des Goldpreises zur besseren Orientierung beitragen.

Goldpreis vs SPDR Goldfund_2007-2014

Datenquelle: Data SPDR Gold Trust US, 07.2007-07.2014

2. Saisonaler Verlauf spricht für Stärke bei Gold im 2. Halbjahr

Der saisonale Chart stellt den Preisverlauf innerhalb des Jahres, aus der Historie der letzten 30 Jahre, in einer komprimierten Statistik dar. Während im ersten Halbjahr zumeist seitwärts gerichtete Schwankungen zu beobachten waren, konnten die Kurse im zweiten Halbjahr oftmals zulegen. Ein Grund ist z.B. die erhöhte Nachfrage aus Indien. In den Herbstmonaten steht dort die so genannte Hochzeitssaison bevor und damit verbunden der Kauf von Goldgeschenken. Ebenso begründet die erhöhte Nachfrage nach Schmuck in der Weihnachtszeit diesen Saison-Effekt.

GOLD_Saisonal_30J

Datenquelle: www.seasonalcharts.com

Ein wichtiger fundamentaler Aspekt für Gold, ist das mittlerweile erreichte Niveau der Verschuldung der Staaten, welches auf nie dagewesene Dimensionen angeschwollen ist und keine historischen Vergleiche mehr ermöglicht. Gold steht der Geldmengenausweitung der Notenbanken als einer der wenigen echten Werte gegenüber. Dies spiegelt sich beim aktuellen Goldpreis nicht entsprechend wieder.

Fazit:

Beinahe 3 Jahre liegt der Höchstand im Gold zurück. Heute notiert das Edelmetall bei 1.320 $/Oz. Das allgemeine Sentiment und die vorherrrschende Markterwartung zu Gold sind eher negativ.

Wir sehen Gold derzeit als antizyklische Chance (Anlage entgegen der vorherrschenden Marktmeinung) und als wertvolle Beimischung in einem breit gestreuen Anlageportfolio. Vorstellbar sind zunächst Kurse bis 1.550 $/Oz. Sollte der Kurs unter 1.200 $/Oz fallen, wäre das positive Szenario erst einmal hinfällig.

Wir hatten im Jahr 2002 bei Kursen um 300 $/Oz erstmals auf Gold gesetzt. Unsere langfristige Goldposition hatten wir im Dezember 2012 halbiert, bei Kursen um 1.800 $/Unze. Nach dem Preissturz um rund 30%, halten wir das Edelmetall nun wieder für Zukäufe interessant. Zum Einen weil die einstige Euphorie in Enttäuschung umgeschlagen ist, d.h. auch, wer verkaufen wollte hat bereits verkauft. Zum Anderen würden steigende Kurse für Überraschung sorgen und wieder neue Zukäufe anlocken. Der saisonale Faktor kommt begünstigend hinzu.