Die kurzfristigen Börsenaussichten bleiben unberechenbar, Tagesmeldungen bestimmen die Marschrichtung.

Am 26.10.2011, in der vergangenen Woche, festigten die Euroländer Ihren gemeinsamen Willen zur gegenseitigen Rettung derer, die in Schieflage geraten. Den Griechen soll die Hälfte der Schulden erlassen werden. Dazu werden auch diverse Möglichkeiten zur notwendigen Rekapitalisierung der Banken benannt, denn die sich ergebenden Abschreibungen aus einem teilweisen Schuldenerlass treffen die Finanzinstitute besonders.
Die Märkte schöpfen Hoffnung für eine Auflösung der Unsicherheit, die Börsen erholen sich daraufhin kräftig. Der deutsche Leitindex springt über 6.300 Punkte, nachdem er zuvor um 5.800 pendelte.

Am 01.11.2011 verkündet der griechische Staatspräsident Papandreou die Möglichkeit einer Volksabstimmung der Griechen zum EU-Rettungspaket. Die Hilfe der EU wird damit in Frage gestellt. Die Alternative dazu wäre wahrscheinlich der Staatsbankrott Griechenlands und der Austritt aus dem Euro. Die Griechen könnten eigene Wege gehen. Doch wie würden diese aussehen? Welchen Auswirkungen stehen die europäischen Banken und die Finanzbranche damit gegenüber? Schlagartig ist die Unsicherheit in die Kapitalmärkte zurückgekehrt. Von den erreichten 6.300 Punkten im DAX geht es schnurstracks wieder auf das Ausgangsniveau um 5.800 zurück.

Derzeitige Börsenstimmung – Hoher Pessimismus unter deutschen Anlegern

Die jüngsten Tagesmeldungen führten bei den Börsenteilnehmern bereits zu einer Phase, die von Skepsis und hohem  Pessimismus geprägt ist. Laut einer Studie von J.P. Morgan aus dem Oktober 2011, liegt das Vertrauen der deutschen Anleger in die Kapitalmärkte nahe der historischen Tiefpunkte. So gibt es derzeit mehr Pessimisten als Optimisten unter den Börsenteilnehmern. Während noch im Mai diesen Jahres jeder Zweite angab positiv voraus zu blicken, geht im September jeder zweite Befragte von einer negativen Marktentwicklung aus. Binnen 4 Monaten ist die Stimmung ins Gegenteil gedreht.

Quelle: J.P.Morgan Asset Management, Investor-Confidence Studie

Quelle: J.P.Morgan Asset Management, Investor-Confidence Studie

Allgemeine Bedeutung der Marktstimmung

Jede Medaille hat zwei Seiten. Ebenso ist die jeweils vorherrschende Marktstimmung ein wichtiger Indikator für die weitere Entwicklung der Kapitalmärkte.
Ein hoher Pessimismus geht zumeist mit geringen Investitionsgraden einher. Das bedeutet, wer laut äußert das er fallende Kurse erwartet, ist oft nur gering investiert. Wenn ein besonders großer Kreis der Marktteilnehmer niedrig investiert ist, kann diese Gruppe auch keine Aktien mehr verkaufen. In der Folge kann Sie damit die weitere Börsenentwicklung nicht mehr negativ beeinflussen.

  • hoher Pessimismus = geringe Investitionsquote, hoher Optimismus = hohe Investitionsquote

Rückschlüsse auf die derzeitige Marktlage

Wenn man die Ergebnisse der Erhebung von J.P. Morgan heranzieht, könnte dieser Zusammenhang eine recht positive Ausgangssituation für die aktuelle Börsenlage bedeuten. Wer derzeit negativ gestimmt ist, steht als zukünftiger Investor an der Seitenlinie und wartet auf den Wiedereinstieg in den Markt. Dies kann aus folgenden Gründen geschehen:

  • Investitionen durch „günstige Kaufgelegenheiten“, die entweder aus charttechnischen oder fundamentalen Bewertungen resultieren. Dadurch wird der Markt immer wieder durch Nachfrage „aufgefangen“ und es kommt zu einer so genannten Bodenbildung.
  • Investitionen durch die Bestätigung einer Bodenbildung und die Entstehung eines aufwärts gerichteten Trends. Kommt kein weiterer Einbruch der Kurse zu Stande und beginnt die Börse sich zu stabilisieren, dann steigt der Druck und der Wille bei nicht investierten Marktteilnehmern, ihr Kapital wieder zu investieren. Deshalb ziehen steigende Kurse weiteres Kapital an, ein Aufwärtstrend entsteht:  „die Hausse nährt die Hausse“

Fazit:

Im derzeitigen Umfeld ist eine Prognose zu den kurzfristigen Börsenaussichten nahezu unmöglich. Zu viele unkalkulierbare Einflüsse treiben das Tagesgeschehen vor sich her, die Unsicherheit drückt sich in ungewöhnlich hohen Marktschwankungen aus.

Die Staatsverschuldungs-Problematik ist nicht von „heut` auf morgen“ lösbar. Derzeit steht die EU im Zentrum der globalen Krisendiskussionen. Weitere Kandidaten wie Großbritannien, Japan oder die USA stehen zwar im Schatten, jedoch keinesfalls auf fiskalisch stabilerem Fundament. Insofern kann man sich darauf einstellen, dass große Börsenschwankungen in kürzeren Frequenzen als dauerhafte Begleiter und als Einflussfaktoren von Anlageentscheidungen zu berücksichtigen sind. Hinter großen Schwankungen verbergen sich natürlich auch große Investitionschancen.

Der Blick auf die grundsätzlichen Verhaltensweisen der Kapitalmärkte lässt derzeit darauf schließen, dass investitionswilliges Kapital an der Seitenlinie steht, um dann in den Markt zurückzukehren, wenn Unsicherheit durch Perspektiven ersetzt werden kann.