Klimawandel, Umweltschutz oder Technologisierung?

Das Klima ist zum allgemeinen Diskussionsthema geworden, wie nie zuvor. Plötzlich scheint alles am Klima zu hängen, unsere Ernährung, unser Arbeitsweg, unser Urlaubsziele. Dabei überbieten sich Politiker mit Ideen zur Vermeidung von CO2 und wollen hin zu einer Gesellschaft, die Alles für das Klima tut, zumindest scheinbar. Die Wissenschaft ist sich nicht einig, inwiefern der CO2-Ausstoß für den Wandel des Weltklimas verantwortlich ist.

Hingegen ist die Umweltverschmutzung, die Abholzung von Urwäldern und die Vermüllung der Ozeane, eine direkte Zerstörung der Natur und ein unübersehbares Problem, das vom Menschen ausgeht. Man muss nicht unbedingt Jahrhundertdiagramme mit wechselnden Klimaperioden verstehen, um Beweise für sich ändernde Verhältnisse auf unserem Planeten zu suchen. Um zu verstehen warum sich diese Welt so rasant verändert, muss man nur hinsehen wie der Mensch in die Natur eingreift und die natürliche Balance herausfordert.

Klima und Umweltschutz sind nicht so einfach in einen Topf zu werfen. Während die Klimabeeinflussung bei näherer Betrachtung ein sehr komplexes, globales Thema ist (und kaum durch regionale Klima-Hyperaktivität lösbar), lohnt es sich in jedem Fall der Umweltverschmutzung Einhalt zu gebieten und die Natur zu schützen. Unser Ökosystem lebt vom Wald. Wo Wälder intakt sind wird Wasser gespeichert, wo Wasser ist, ist Leben.

Nachfolgend möchten wir im Zusammenspiel der aktuellen Themen, den Forderungen nach Klimaschutz, Umweltschutz und Technologisierung, folgende Frage in den Vordergrund stellen:

Wie passen das Bestreben nach Klima, Natur- und Umweltschutz mit zunehmender Technologisierung zusammen und welche Rolle spielen Rohstoffe dabei?

  •  1. Technologischer Fortschritt = steigender Energiebedarf – Erneuerbare Energien in Deutschland
  •  2. Rohstoffe für den steigenden Energiehunger der Welt
  •  3. Wie viele Rohstoffe stecken in … Beipiele: a) Iphone, b) Windkrafträder
  •  4. Fazit: Rohstoffverbrauch & Umweltschutz
  •  5. Rohstoffe – Chancen für Anleger

1. Technologischer Fortschritt = steigender Energiebedarf

Unter dem Begriff des „technologischen Fortschritts“ versteht man allgemein die Digitalisierung und Automatisierung in unserer Gesellschaft. Ein breites Anwendungsspektrum, indem kleine Computer und große Maschinen unseren Lebenskomfort steigern, Transporte und schwere Arbeiten übernehmen, oder einfach der Unterhaltung dienen und die Freizeit bereichern.

So mancher wünscht sich den Roboter für die Hausarbeit oder das selbstfahrende Automobil, um Zeit zu gewinnen. In der Industrie sollen eigenständig arbeitende Produktionslinien die effizientere Herstellung von Gütern ermöglichen, die schneller, präziser und aus der Ferne steuerbar sind. In jedem Fall benötigen Maschinen Energie, je mehr Technologie wir einsetzen, desto mehr Energie ist erforderlich.

Derzeit ist Öl der Schmierstoff der Welt und die wichtigste Energiequelle. Fossile Brennstoffe ziehen die Verschmutzung der Umwelt nach sich, sodass seit vielen Jahren große Anstrengungen unternommen werden, saubere Erzeugung und den sparsamen Umgang mit Energie voranzutreiben.
Mit dieser Motivation trat in den 50er Jahren die Kernenergie ihren Siegeszug um die Welt an (!). Wasserkraft und Windkraft werden seit Jahrtausenden als Energieträger genutzt, Solarstrom fand vor rund 50 Jahren seinen Anfang.

Die technische Weiterentwicklung der nicht fossilen, also alternativen Energiequellen, führte in Deutschland zu einer zügigen Veränderung in der Energieerzeugung. Große Windkrafträder und Solaranlagenfelder nehmen weite Landstriche in Anspruch und steigern ihre Bedeutung für die Energieversorgung.

 

Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland 1990- 2016

Bildquelle: de.wikipedia.org/wiki/ Entwicklung_der_Stromerzeugung_aus_erneuerbaren_Energien_in_Deutschland.svg

 

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten Energieversorgung in Deutschland
lag im Jahr 2018 bei ungefähr 35% und steigt um rund 2% pro Jahr.


Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch in Deutschland 2018

Bildquelle: www.unendlich-viel-energie.de/mediathek/grafiken/der-strommix-in-deutschland-2018

 

2. Rohstoffe – für den steigenden Energiehunger der Welt

Die Weltbevölkerung wächst, die Bedürfnisse der Menschen steigen und das Streben nach Fortschritt, Digitalisierung und Automatisierung nimmt seinen Lauf. Kameras, Computer, E-Autos, Solaranlagen, Windkrafträder – alles basiert auf Rohstoffen. Daraus resultiert ein ständig steigender Energiebedarf, beinahe nichts geht ohne Strom. Es scheint wenig realistisch, dass wir in naher Zukunft auf Öl und Kohle komplett verzichten können.

Einfache Lösungen für die Sicherstellung des steigenden Energiehungers sind schlichtweg unmöglich und mögliche Lösungen brauchen Zeit. Der weltweite Energieverbrauch wird in den nächsten 20 Jahren um mindestens 30% steigen, wie aus Schätzungen von BP Energy hervorgeht.

Das Bestreben regenerative Energieträger einzubinden ist enorm und schreitet in vielen Regionen zügig voran. In Asien verzeichnen Wasserkraftwerke die höchsten Wachstumsraten, hingegen hat die Solarenergie dort noch keine flächendeckende Bedeutung erlangt. Windkraft ist in vielen asiatischen Ländern, aufgrund der Topografie und der saisonal starken Monsunwinde, nicht so einfach einsetzbar.

 

Energiehunger der Welt nach Energiearten, mit geschätzter Entwicklung für die kommenden Jahrzehnte

Bildquelle: https://infographic.statista.com/normal/infografik_12988_weltweite_energiebedarf_nach_energietraeger_n.jpg

 

Rohstoffe (ver-) braucht die Welt

Technische Geräte sind stets aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Materialien zusammengesetzt. Verschiedene Rohstoffe besitzen unterschiedliche chemische Eigenschaften und spezielle Fähigkeiten, zum Beispiel die elektrische Leitfähigkeit, die schließlich den Ablauf von Prozessen ermöglichen. So betrachtet sind Metalle die Grundelemente unserer Technologien. Doch zuvor sind es Bodenschätze die wir der Erde entnehmen müssen.

Bevor Rohstoffe verwendet werden können, ist die Erkundung von Vorkommen notwendig. Dafür werden zunächst Regionen mit mineralischen Gesteinsschichten ausfindig gemacht. Anschließend werden hunderte Löcher in die Erdoberfläche gebohrt, um die Verläufe und die Gehalte von Mineralien zu bestimmen. Diese Schritte werden als Exploration von Rohstoffen bezeichnet.

Erscheinen Vorkommen wirtschaftlich erschließbar, werden Projekte für den Abbau in Tagebauten oder unter Tage entwickelt. Dabei werden große Mengen Erde und Gestein bewegt, um die begehrten Metalle aus dem Boden zu holen. Oft erfolgt die Angabe der Rohstoffmenge bei Vorkommen, in Gramm je Tonne Gestein.
Beim Abbau unter Tage entsprechen die Arbeitsbedingungen teilweise noch „mittelalterlichen Methoden“. Schwere körperliche Arbeit, mit wenig Rücksicht auf die Gesundheit der Minenarbeiter, hinterlässt Kritikpunkte beim Einsatz der so gewonnenen Rohstoffe für Technologien, die uns das Leben erleichtern sollen.

 

Kupfermine in den USA

Bildquelle: www.viator.com/de-DE/tours/Salt-Lake-City/Kennecott-Copper-Mine-and-Great-Salt-Lake-Tour-from-Salt-Lake-City/

 

Beim Abbau und der Verarbeitung von Rohstoffen ist der Ölverbrauch ein wesentlicher Kostenfaktor, weil überdimensionale Transportfahrzeuge die Erd- und Gesteinsmassen über viele Kilometer transportieren müssen.

Ein zunehmendes Problem bei der Rohstoffgewinnung ist der fallende Erzgehalt in bestehenden Minen, wie Geologen berichten. In der Folge werden immer größere Erdmassen für die gleiche Ausbeute bewegt. Daran wird sichtbar, dass Ressourcen erschöpflich sind. Es ist unwahrscheinlich eine steigende Rohstoffnachfrage aus bestehenden Projekten decken zu können. Die Erschließung neuer Vorkommen wird notwendig. Dies geschieht häufig in schwer zugänglichen Regionen, mit Folgen für die Umwelt.

 

3. a) Wie viele Rohstoffe stecken im Iphone?

Als Apple im Jahre 2007 das Iphone auf den Markt brachte, wurde eine neue Generation Minicomputer massenfähig. Das Gerät vereint nicht nur die Fähigkeiten als Telefon, Fotoapparat, Diktiergerät, Taschenrechner oder Fernbedienung, es eröffnet weitere Möglichkeiten. Für so manchen User stellt sein Smartphone, mit den schier unzähligen App-Anwendungen, beinahe den Lebensmittelpunkt dar.

Um die Funktionen im Inneren zu bewältigen, sind dutzende verschiedene Materialien verbaut. Darunter befinden sich bekannte Metalle wie Aluminium, Kupfer, Zinn, Lithium, Gold und Silber, aber auch eine Vielzahl von anderen chemischen Elementen, die seltener in der Erde vorkommen. Technisch gesehen kommt das halbe „Periodensystem der Elemente“ in einem Smartphone zum Einsatz, um beinahe wie ein Orchester zusammenzuspielen und dem Nutzer audiovisuelle Erlebnisse zu präsentieren.

 

Funktionen und notwendige Rohstoffe im IPhone 6

Bildquelle: visualcapitalist.com/extraordinary-raw-materials-iphone-6s/

 

3. b) Windkrafträder sind Rohstofftürme

Windkrafträder stehen derzeit symbolisch für eine nachhaltige und umweltfreundliche Energiequelle, deren Ausbau wird stark vorangetrieben. Bevor ein solches Bauwerk seinen Dienst verrichten kann, bedarf es jedoch einiger Zutaten. Ein Stahlturm dient als Träger des Generators. Bringt der Wind die riesigen Rotorblätter in Bewegung, dreht sich eine Turbine in einer überdimensionalen Spule aus Kupfer, dabei wird Strom erzeugt.

In jedem Windkraftrad kommen je 1 Megawatt (MW) Leistung des Windkraftrades, ca. 5-8 Tonnen Kupfer zum Einsatz. Rechnet man die Verkabelung und die anschließenden Stromleitungen hinzu, werden bis zu 30 Tonnen Kupfer je Windkraftrad benötigt. Zudem werden große Mengen Stahl und Aluminium verwendet. Neue Windräder bringen es auf eine Bauhöhe von 230m, bei einem Durchmesser der Rotorblätter von 65m. Bei Offshore-Windanlagen erzeugt 1 Windrad bis zu 9 MW Nennleistung.

 

Bildquelle: copperalliance.de/kupferwerkstoffe/anwendungen/energie-und-erneuerbare-energien/windenergie/

 

Nach einer technischen Lebensdauer von rund 20 Jahren müssen Windkrafträder verschrottet oder erneuert werden. Darüber hinaus wird in Deutschland zunehmend Wald abgeholzt, um Windkrafträder dort zu platzieren, wo vermeintlich niemand gestört wird, außer der Natur selbstredend.

Bezieht man die Kette der Herstellung von Windrädern und deren Standorte mit ein, tauchen Fragezeichen hinter dem Effekt des Umweltschutzes und des „absolute Sauber-Images“ dieser Energieform auf. Windkrafträder verschlingen natürliche Ressourcen und verursachen negative Umwelteinflüsse.

Es lassen sich zahlreiche weitere Beispiele aufführen (von E-Mobilität bis Robotik), wie technologischer Fortschritt und steigende Ansprüche einer wachsenden Weltbevölkerung, einen immer größeren Rohstoffbedarf nach sich ziehen.
Dies ist die unvermeidbare Kehrseite: Der gut gemeinte Wille nach Klima- und Umweltschutz verursacht bei genauerem Hinsehen noch tiefere Eingriffe in die Natur!

Der neue Konsens heißt: Nachhaltigkeit.
Die Definition was Nachhaltigkeit konkret bedeutet und welche Maßnahmen in welchem Umfang nachhaltig sind, fallen vielschichtig aus. Was für den Einen zu weit geht, ist für den Anderen ungenügend. Absolute Maßstäbe sind schwer erfüllbar.
Wir betrachten Nachhaltigkeit als ein relatives Bestreben, nach dem Motto: „Besser als zuvor“.

 

4. Fazit: Rohstoffverbrauch und Umweltschutz

Das Bedürfnis der Welt nach Fortschritt ist unaufhaltsam. Zugleich kann es keine weitere Technologisierung und keine ausreichende Energieversorgung ohne Rohstoffe geben. Mit dem gesellschaftlichen Trend zur Digitalisierung, sei es für Windkrafträder, Elektrofahrzeuge (+Batterien), Computer oder Roboter, kommt zwangsläufig ein zunehmender Verbrauch von Rohstoffen zu Stande, während gleichzeitig der Wunsch nach mehr Klima- und Umweltschutz die Menschen bewegt. Eine Fixierung auf das Thema CO2 wird weder die Umwelt noch das Klima retten.

Es geht um Bewusstsein dafür, wie eng unsere Wünsche nach mehr Wohlstand einerseits, mit der Ausbeutung der Natur andererseits verknüpft sind. So kann jeder besser verstehen, welche Konsequenzen sein Konsumverhalten nach sich zieht und seine Entscheidungen optimieren. Es muss uns Allen darum gehen, die Rücksicht auf Natur und Umwelt stärker in den Vordergrund zu stellen, um die Welt zu erhalten.

Einige Metalle kommen sehr selten in der Natur vor. Zum Beispiel ist Kobalt ein seltenes Element, welches u.a. in Lithium-Batterien gebraucht wird. Kobalt wird überwiegend in Afrika abgebaut, im Kongo und in Sambia. Mit einem steigenden Bedarf gehen Eingriffe in natürliche Ökosysteme einher, die über Jahrtausende als unberührte Landschaften eine unglaubliche Vielfalt aus Flora und Fauna gedeihen ließen. Aus persönlichen Reiseerfahrungen kann ich berichten, in welch beeindruckender Weise ein natürlicher Regenwald Lebendigkeit ausstrahlt, die mit allen Sinnen spürbar ist. Es gibt kaum eine ursprünglichere Erfahrung als einen Urwald zu betreten und seine Tierwelt zu erleben.

 

5. Rohstoffe – Chancen für Anleger

Wenn die Nachfrage nach Rohstoffen steigt, müssen auch in die Kette der Rohstoffgewinnung neue, nachhaltige Regeln einbezogen werden. Gleichzeitig kommt der Wiederverwertung eine immer größere Bedeutung zu. Industrielle Herausforderungen und Chancen für Investoren zugleich.

Als Anleger lässt sich an solchen Trends partizipieren und gleichzeitig Einfluss auf Kapitalströme nehmen, indem man darauf achtet, in welche Projekte letztlich Kapital fließt. Es gilt sich zu informieren, welche Unternehmen den besseren Umweltschutz bei den Aktivitäten der Rohstoffgewinnung in den Vordergrund stellen und welche Konzerne man meiden sollte. Ein sinnvoller Weg der Umsetzung solcher Interessen, ist die gezielte Auswahl von Fondsmanagern, die in ihren Investmentfonds die Selektion der richtigen Unternehmen übernehmen.

Zum Beispiel gibt es Experten, die sich hervorragend in der Rohstoffwelt auskennen, weil sie Geologie studiert und praktiziert haben, bevor sie als Fondsberater tätig wurden. Fachliche Expertise ermöglicht es, Investorengelder in Projekte zu lenken, welche sowohl den Umweltschutz, als auch den wirtschaftlichen Zweck im Blick haben, um den Bedarf für Zukunftstechnologien zu erfüllen.

„Geld ist Macht“ – in diesem Sinne, machen Sie vielleicht etwas Nachhaltiges mit Ihrer Macht.
André Klatt