09.06.2011 Nach der Ankündigung der Ratingagentur Standard & Poors im April diesen Jahres, das Höchstrating der USA auf den Prüfstand zu stellen, vollzog nun eine kleinere Ratingagentur, Feri EuroRating Services AG, die Herabstufung von AAA auf AA tatsächlich. Ziehen andere Ratingagenturen nach, könnte der größte Anleiheschuldner der Welt nicht länger auf die Bestnote in der Bonität verweisen. Die Rückzahlungsfähigkeit für US Staatsanleihen wird damit erstmals offiziell angekratzt.

Die Ratingagenturen beanstanden die hohe und weiterhin schnell anwachsende US-Staatsverschuldung. Die USA sitzt nach offiziellen Angaben auf einem Schuldenberg von über 14,4 Billionen US-Dollar. Hier können Sie einen Blick auf die US-Schuldenuhr werfen: http://www.usdebtclock.org/

Bill Gross, Chefstratege einer der größten Anleiheinvestoren weltweit (PIMCO), trennte sich bereits im März 2011 von US-Staatsanleihen. Die Stützungsprogramme für die US Konjunktur infolge der Finanzkrise, bedeuteten einen schlagartigen Anstieg der Verschuldung. Die Neuverschuldung wächst seit nunmehr 3 Jahren im 2-stelligen Prozentbereich. Von 2008 – 2010 waren es rund 15% vom BIP pro Jahr. Das sind griechische Verhältnisse.
(zum Vergleich: Für die Eurostaaten sind 3% Neuverschuldung seitens der EZB erlaubt; Deutschlands Neuverschuldung für 2010 betrug rund 3,3%)

Wichtige Einflussgröße US-Immobilienmarkt

Ein weiteres Problem: die aktuellen Wirtschaftsdaten lassen keine nachhaltige Erholung der US-Wirtschaft erkennen. Trotz der großen Anstrengungen mit niedrigen Zinsen die Wirtschaft anzukurbeln (Stichwort: QE – Quantitative Easing), kommt diese nicht eigenständig in Fahrt. Die jüngsten Arbeitslosenzahlen lassen keine erfreulichen Rückschlüsse zu.

Eine Grundvoraussetzung für eine selbsttragende Erholung der US-Konjunktur sehen einige Experten im US-Immobilienmarkt. Wenn genügend neue Häuser gebaut werden, führt dies zur Belebung der Baubranche, welche wiederum eine feste Stütze des Wirtschaftskreislaufes eines Landes darstellt. Es entstehen Arbeitsplätze vor Ort, die Kaufkraft steigt und regt schließlich auch den Konsum an.
Doch deuten weder die laufenden Hausverkäufe noch die Entwicklung der Häuserpreise auf einen echten Stabilisierungskurs hin. Die Baubeginne verharren seit ca. 2 Jahren auf dem tiefen Niveau der Finanzkrise von 2009, wie nachfolgende Grafik verdeutlicht:

US-Baubeginne_langfristig_1960-2011

Wie ernst die Lage ist, sieht man daran, dass seit 1960 keine Rezession (graue Abschnitte) derart heftige Auswirkungen auf den US-Häusermarkt hatte.

Fazit:

  • hoher und weiterhin schnell ansteigender US-Schuldenberg
  • ein nach wie vor schwacher US-Immobilienmarkt
  • kaum Wachstumsaussichten für die US-Wirtschaft

Welche Überlegungen sind auf Anlegerseite zu berücksichtigen?

Zahlungsversprechen sind nur soviel Wert, wie der Schuldner der dieses Versprechen gibt. Nur wenige würden auf die Idee kommen jemanden Geld zu leihen, der bereits stetig mehr Ausgaben als Einnahmen hat. Genau dies passiert jedoch bei Staatsanleihen und üblicherweise funktioniert das System trotzdem.
Problematisch wird es bei Investitionen in Staatsanleihen von Ländern mit hoher und anhaltender Neuverschuldung. Zwar könnte der versprochene Zins noch eine Zeit gezahlt werden, aber die Fähigkeit zur Rückzahlung des geliehenen Betrages ist zunehmend kritisch zu betrachten.

Für den Aktienmarkt könnte man aus der genannten Gesamtkonstellation folgende Ableitung treffen. Die USA sind nach wie vor eine bedeutende Wirtschaftsmacht der Welt. Ein erneuter Rückgang des US-Konsums würde folglich auf die globale Wirtschaftsentwicklung dämpfend wirken. Der Aufschwung der weltweiten Aktienmärkte in den letzten 2 Jahren, basierte sowohl auf einer hohen vorhandenen Liquidität, als auch auf der Hoffnung zur Rückkehr einer global florierenden Wirtschaft. Sollte diese Wachstumshoffnung nun einen Dämpfer erhalten, müsste man sich ebenso auf eher gedämpfte Aussichten an den Börsen einstellen.
Vielleicht wird an den derzeitig schwächeren Daten nur eine kurzfristige wirtschaftliche Auswirkung der Japan – Ereignisse vom März sichtbar. Und wir befinden uns in einer Situation die relativ schnell wieder überwunden werden kann. In diesem Fall wäre wohl nur ein mildes und reinigendes Sommergewitter für das Börsenparkett zu befürchten.

Die derzeitigen US-Inflationserwartungen deuten recht klar auf steigende Verbraucherpreise hin, nachfolgende Grafik zeigt die längerfristige Entwicklung. Nach einem Rückgang der Verbraucherpreise in 2009, der hauptsächlich durch fallende Rohstoffpreise verursacht wurde, ziehen diese nun wieder deutlicher an.

Verbraucherpreise_US-CPI_1990-2011

Steigende Verbraucherpreise verursachen eine Reduzierung der Kaufkraft. Um hier entgegen zu wirken, kann die Investition des Kapitals in Sachwerte zum Kaufkrafterhalt verhelfen. Diese Betrachtung begünstigt die Aussichten und das Potential der Aktienmärkte.

Die Situation der Amerikaner wirft natürlich auch einen Schatten auf den US-Dollar, der gleichzeitig als Weltleitwährung fungiert. In Kombination mit o.g. Verschuldungsproblematik wäre dies ein zusätzlicher Hinweis auf einen schwächeren US-Dollar. In der Wechselwirkung sollte der Goldpreis auch weiterhin profitieren. Wenn Sie US-Dollar Investments besitzen, verkaufen Sie keine Goldbestände, denn diese stellen eine willkommene Währungsabsicherung dar (z.B. für Anlagen in amerikanischen oder globalen Aktienfonds).