Ein altes Börsensprichwort lautet „The Trend is your Friend“ und besagt, dass Anleger dem Markttrend folgen sollten, der Hauptrichtung der Börse. Wir möchten der Frage nachgehen, wo wir derzeit stehen?

Nachdem im letzten Jahr der Markttrend für Wertpapiere negativ war, startete 2023 mit einer Erholung. Bemerkenswert ist, dass die meisten professionellen Marktteilnehmer auch in Ihrem Jahresausblick 2023 pessimistisch für Aktien waren und in den Prognosen fallende Kurse prophezeiten.

Wie so oft an der Börse, passierte nicht was die Mehrheit erwartete, denn die Aktienkurse in den meisten Ländern und Branchen erholten sich von den Tiefstständen. Damit kehren viele Indizes nun an wichtige Chart-Marken zurück, die mit dem Blick nach vorne als Widerstand oder Unterstützung wirken können.

DAX – Deutscher Aktienindex

Der deutsche Aktienindex hat in diesem Jahr eine ordentliche Aufholjagd hingelegt. Dies liegt vor allem daran, dass die Energiekrise ausgeblieben ist, welche im letzten Jahr befürchtet und in den Kursen vorweggenommen wurde. Eine gewisse Erleichterung über das Ausbleiben eines wirtschaftlichen Einbruches, brachte den DAX wieder an die alten Höchstkurse heran. Die Käufe in diesem Jahr kamen überwiegend von ausländischen Investoren, da europäische Unternehmen günstige Marktbewertungen aufweisen.

.

DAX Performanceindex 1. Jan. 2021 – 24. Apr. 2023 (grüne Line = 200 Tage Trend)

Nach der jüngsten Rückkehr zum Kursniveaus von 2021 wird es spannend, mit folgenden Möglichkeiten:

  1. Entweder können die Kurse nach oben über 16.000 Punkte ausbrechen und Dynamik für einen neuen Aufwärtstrend freisetzen
  2. oder Gewinnmitnahmen setzen ein und führen zu einem Rücksetzer in die Nähe der 200 Tage Trendlinie, die als Unterstützung wirkt.

S&P 500 – Aktienmarkt USA

Der amerikanische Aktienindex mit den größten 500 US-Unternehmen, hat ebenfalls eine Stabilisierung von den Tiefstkursen im Oktober 2022 erreicht. Zwischen 3.700 und 4.200 Punkten ist eine Seitwärtsrange definiert. Ein neuer Trend ergibt sich erst bei unter- oder bei überschreiten der Marken. Damit zeigt das Chartbild des S&P500 derzeit keinen echten Markttrend.
Fundamental wird mit einer wirtschaftlichen Abkühlung gerechnet, in Folge der stark gestiegenen Zinsen.

.

S&P500 1. Jan 2021 – 24. April 2023 (grüne Linie = 200 Tage Trend)

Shanghai A Index – Chinesische Aktien

Die chinesische Wirtschaft steckte von Februar 2020 bis Dezember 2022, also fast 3 Jahre lang im Corona-Lockdown. Erst seit Chinas Regierung die strengen C-Regeln im Dezember 2022 plötzlich fallen ließ, nimmt die zweitgrößte Volkswirtschaft wieder vollumfänglich am Weltgeschehen teil.

.

Shanghai A Index 01. Jan 2021 – 24. April 2023 (grüne Line = 200 Tage Trend)

Chinas Aktienmarkt erholte sich im laufenden Jahr zunächst dynamisch, bevor es zuletzt zu Gewinnmitnahmen kam. Nach der Erholung von den Tiefstkursen pendelt der Markt um das mittlere Niveau der letzten zwei Jahre. Damit zeigt das Chartbild noch keinen neuen Trend an. Erst wenn die Seitwärtsphase (zwischen 3100 und 3600) verlassen wird, entsteht eine neue Richtung.

Fundamental beginnt sich China`s Wirtschaft gerade zu erholen. Die Reiseaktivität und der Konsum nehmen kräftig Fahrt auf, die Wahrscheinlichkeit für steigende Kurse ist daher größer. Normalerweise nehmen die Kurse einen bevorstehenden Aufschwung vorweg. Allerdings ist die politisch angespannte Situation zwischen den USA / Europa und China ein echtes Hindernis für Investoren.

Zwischenfazit Trends:

Was lässt sich aus den Chartbildern schlussfolgern? Die Antwort nach klaren Trendsignalen bleibt derzeit offen. Die Märkte pendeln in einer seitwärts laufenden Handelsspanne, ein Trend entsteht erst bei Ausbruch in die eine oder andere Richtung. Wer investiert ist, bekommt keinen Grund zu verkaufen und wer nicht investiert ist, dem bietet das Chartbild keinen sofortigen Grund zum Kauf, zumindest wenn es um die Frage nach dem kurzfristigen Börsentrend geht.

Was sagt die Investorenstimmung?

Werfen wir noch einen Blick auf die Stimmung an der Wall Street. Die aktuelle Umfrage der Bank of Amerika hinterfragt die kurzfristige Markterwartung professioneller Investoren. Dabei zeigt sich ein eher zurückhaltendes Bild:

Umfrage der Bank of Amerika zur Stimmung professioneller Investoren:

27% der Befragten sind optimistisch, 38% neutral und 35% erwarten fallende Kurse.
Es überwiegen die neutralen und negativen Erwartungen mit 73%, gegenüber 27% Optimisten.

Bemerkenswert ist der relativ geringe Anteil der Optimisten, gepaart mit der Tatsache, dass sich die Kurse recht stabil bewegen. Es gibt genügend Käufer am Markt, trotz der allgemeinen krisenfokussierten Stimmungslage.


Fazit die Moral der Geschichte?

Erinnern wir uns noch einmal zurück, dass sich zu Jahresanfang 90% der Banken und Vermögensverwalter pessimistisch hinsichtlich der Aktienmarktentwicklung äußerten. Seither haben sich die Börsen erholt und positive Ergebnisse geliefert.

Der kurzfristige Blick voraus ist immer schwierig, weil die verschiedenen Emotionen und Meinungen für Verunsicherung sorgen. Doch die Marktentwicklung zeigt, dass mittel- und langfristige Investoren sich nicht auf kurzfristige Stimmungen einlassen sollten. Ist die Stimmung wieder überwiegend positiv, notieren die Kurse bereits viel höher. Wer dann erst hinterher läuft, bekommt keinen günstigen Einstieg.

Häufig passiert an der Börse das Gegenteil von dem, was die Mehrheit erwartet. Oder wie es Börsen-Altmeister André Kostolany zum Besten gab:

„Die sogenannte allgemeine Meinung an der Börse ist nicht einmal zehn Pfennig wert.“
Zitat: André Kostolany

Viele Grüße
André Klatt

RISIKOHINWEIS: Die Inhalte und die hier getroffenen Aussagen dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Es handelt sich nicht um Aufforderungen zum Handel mit Kapitalmarktinstrumenten und stellt keine Anlageberatung dar. Da hier keinerlei persönliche Anlagekriterien von Anlegern zu Grunde liegen, können und sollten keine individuellen Anlageentscheidungen daraus abgeleitet oder getroffen werden. Es kann keinerlei Haftung für ihre persönlichen Entscheidungen übernommen werden, die Sie eventuell Aufgrund der hier getätigten Informationen oder Meinungen des Verfassers treffen. Sie handeln auf eigenes Risiko.