Längst haben wir uns an die Vorteile der Globalisierung gewöhnt. Bekleidung kommt oft aus Indien, Bangladesh oder der Türkei. Schuhe werden zumeist in China gefertigt, egal welche Marke darauf haftet. Laut einer Branchenanalyse werden 90% der weltweit verkauften Schuhe in Asien hergestellt. Fernseher, Monitore und Computer stammen häufig aus Südkorea oder Taiwan. Immer weniger der Verbrauchsgüter und Waren die wir kaufen, werden in Deutschland oder Europa produziert.

Der globale Wettbewerb um den Verbraucher

Die Ursache für diese Entwicklung ist den meisten bewusst, es sind die günstigen Produktionmöglichkeiten in Ländern mit billigen Arbeitskräften. Der Wettbewerbsdruck ist groß und Trends sind schnellebig. Wurde von deutschen Herstellern vor einigen Jahren noch auf günstige Produktionsstätten in Polen und Tschechien ausgewichen, hat sich der Schwerpunkt der Güterproduktion in nur wenigen Jahren überwiegend nach Asien verlagert.

Im Konkurrenzkampf um Marktanteile spielt eben der Preis einer Ware die entscheidende Rolle. Motto`s wie „Geiz ist Geil“ oder „Nur nackt ist billiger“ versprechen dem Verbraucher viel Produkt für wenig Geld. Natürlich ist es nicht so einfach, neueste Technik, Bekleidung und Spielzeug immer billiger anzubieten. Schliesslich müssen Material, Fertigung, Transport und Verkauf organisiert und bezahlt werden. Letztlich muss jeder der am Prozess beteiligt ist etwas verdienen, um längerfristig im Geschäft zu bleiben. Nicht selten gehen Preiskämpfe in unseren Geschäften, zu Lasten der Arbeits- und Umweltbedingungen in den herstellenden Ländern.
Wer ist verantwortlich, Verbaucher oder skrupellose Unternehmen?

Unser Thema soll allerdings nicht die Verbraucherorientierung beim Warenerwerb sein, sondern die Frage:

  • Wie kann der Kapitalanleger Einfluss darauf nehmen, dass Unternehmen
    auf Kinderarbeit und Korruption verzichten und den Umweltschutz beachten?

Investieren mit System – wie Fondsmanager vorgehen

Auf der Suche nach Wertschöpfung kann der als Investor profitieren, der Trends frühzeitig aufspürt und auf die richtigen Unternehmen setzt. Das ist gleichzeitig das Ziel eines weitsichtigen Investmentmanagers.
Zu seinen Aufgaben zählt es, bevor er eine Beteiligung eingeht, ein Unternehmen im Detail zu analysieren. Dazu gehört es Geschäftsberichte zu lesen, die finanzielle Situation einzuschätzen, die Marktposition zu recherchieren und die bedeutendsten Wettbewerber im Branchenvergleich heranzuziehen.

 Kommunikation zwischen Investor und Unternehmen

Ein wesentlicher Teil der Unternehmensanalyse vieler Investmentgesellschaften ist der Besuch im Unternehmen. Hier werden Produktionsstätten besichtigt, Prozesse durchleuchtet und Gespräche mit dem Management geführt. Schliesslich will man Einblicke in Planung und Umsetzung des Unternehmens gewinnen und daraus fundierte Rückschlüsse auf die Wachstumschancen einer Aktiengesellschaft ziehen.
Kurzum, der Fondsmanager sucht vorausschauend nach aussichtsreichen Investitionen. Das Geld der Investoren fließt dorthin, wo Wachstumtrends und Wertschöpfungspotentiale zu finden sind.

Bei Investmentfonds tritt das Fondsmanagement in die Rolle des Investors. Stellvertretend für seine Anteilseigner wird die Steuerung des Fondskapitals übernommen. Dies geschieht sowohl bei Unternehmensbesuchen und in Gesprächen mit Vorständen, als auch auf der Hauptversammlung der Aktiengesellschaften. So kann das Fondsmanagement aktiv die Aktionärsrechte wahrnehmen und Einfluss auf die Unternehmenführung geltend machen. In dieser Kommunikation kommen nun neue Regeln nachhaltigen Investierens hinzu.

Die UN PRI – Investieren mit ökolögischer und sozialer Verantwortung

Während Industriestaaten wie Deutschland davon profitieren, dass billige Produktionsstandorte in Entwicklungsländern günstige Preis für unsere Konsumgüter ermöglichen, liegt es ebenso in unserer Hand, in diesen Ländern für deren Lebensverhältnisse Veranwortung zu übernehmen. Seit einigen Jahren gewinnt eine Initiative für soziale und ökologische Verhaltensweisen auf Investorenseite zunehmend an Bedeutung.

  • UN PRI = „Prinzipien für Verantwortliches Investieren der Vereinten Nationen“
    Die PRI (Princeples for Responsible Investments) ist eine Unterorganisation der UN (United Nations). Sie wurde im Jahre 2006 gegründet. Dahinter verbirgt sich die Weiterentwicklung eines Gedankenansatzes des früheren UN-Generalsekretärs und Friedensnobelpreisträgers Kofi Annan.

Kerngedanke der UN PRI ist der aktive Aufruf an Kapitalverwalter, zu denen Vermögensinhaber und Vermögensverwalter aller Art zählen, bei ihren Investitionen mit gutem Beispiel voranzugehen. Das heißt, konkret auf soziale Verhaltensrichtlinien, Umweltaspekte und verantwortungsvolle Unternehmensführung potentieller Zielinvestments zu achten.
Die Unterzeichner der UN PRI verpflichten sich zur Einhaltung so genannter ESG – Kriterien und zwar vom Analyseprozess bis hin zur Investitionsentscheidung. Die Regeln sind unter dem Begriff ESG („Environment, Social, Governance“) zusammengefasst.

Somit nehmen Kapitalgeber (Investoren) in Gesprächen mit Unternehmen (Zielinvestments), aktiv Einfluss auf deren geschäftliche Überlegungen und geben Anreiz zu Optimierungen.

Die konkreten ESG – Anforderungen werden fortlaufend weiterentwickelt und umfassen derzeit beispielsweise folgende Kriterien:

  • E – Ökologische Themen: erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Klimawandel, Biodiversität, Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, umweltschädliche Chemikalien, Treibhausgasemissionen, Abfallmanagement, Frischwasserverbrauch und Abwassermanagement, Bodenversauerung, …
  • S – Soziale Themen: Menschenrechte, Kinderarbeit, Gesundheitsschutz, Fair-Trade-Produkte,  humane Arbeitsbedingungen, Sicherheit am Arbeitsplatz, Personalmanagement, Versammlungsfreiheit, lokalen ökonomische Entwicklung, Aktivitäten in Konfliktregionen, …
  • G – Governance / gute Unternehmensführung: Vorstandsvergütung, Bestechung und Korruption, Entscheidungsstrukturen in Vorstand und Aufsichtsrat, Risikomanagement, gesellschaftliche Verantwortung, Lobbying, Transparenz, …

Stellen sich Unternehmen nicht auf diese Richtlinien ein, wird künftig der Zugang zu Investorengeldern schwieriger. Dies gilt sowohl bei Investitionen in Aktiengesellschaften, als auch für Anlagen in Rohstoffen, Immobilien, Anleihen und Private Equity.

Viele Fondsgesellschaften agieren bereits nach UN PRI – Prinzipien

Die Zahl der teilnehmenden Anlagegesellschaften, Organisationen und Institutionen steigt kontinuierlich. Bereits jetzt repräsentieren sie 15% des weltweit agierenden Kapitals. Zu den Unterzeichnern zählen namenhafte Kapitalverwalter, deren Fonds auch in Deutschland angeboten werden, darunter Gesellschaften wie:

BlackRock, Carmignac, Comgest, DWS, Fidelity, Franklin Templeton, Kepler, Ökoworld, Invesco, Nordea, Pictet, Pioneer, RobecoSAM, Threadneedle, etc.
(Mitgliederliste verfügbar unter: http://www.unpri.org/signatories/signatories/ )
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Safe_Nature.

Fazit – Wertschöpfung mit Verantwortung

In einer Welt, die mit immenser Geschwindigkeit Waren an jedem Ort verfügbar macht und dabei in immer engeren Verflechtungen zusammenwächst, ist es zeitgemäß Kapitalströme mit humaner Verantwortung zu steuern.

Viele der Kapitalanlagegesellschaften, deren Fonds wir unseren Kunden empfehlen, haben sich der Initiative des nachhaltigen Investierens bereits angeschlossen. Bei Anlagegesellschaften die UN PRI noch nicht beigetreten sind, ist ebenso ein steigendes Engagement für Wertschöpfung, unter der Flagge gesellschaftlicher Verantwortung zu beobachten. Ein zukunftsfreundlicher Gedanke, dessen Umsetzung am Anfang steht, der sichtbar an Bedeutung gewinnt.

Letztlich kann auch der Anleger mitbestimmen, ob er sein Geld nach diesen Kriterien investieren möchte, indem er bei der Auswahl der Fondsgesellschaft auf den ESG Hinweis achtet.

Ich wünsche gute Anlageentscheidungen
André Klatt

 

weiterführende Informationen zu UN PRI und ESG-Kriterien:

http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/un_prinzipien_fuer_verantwortliches_investieren_un_1625.htm